by Schorsch
Lisa von Realisart! bat mich, die
neue Platte von WATCH OUT STAMPEDE genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Genre:
Post-Hardcore… Schnarch… Aber gut, was tut man nicht alles für Freunde. Mal
schauen, was mich hier erwartet, bei einem Genre, das in den letzten Jahren so
dermaßen tot gebreakdownt wurde…
Es ist Montagmorgen. Die Sonne
lacht und ich befinde mich wie es sich für einen solchen Zeitpunkt gebührt, entnervt
auf dem Weg zur Arbeit. An der Bushaltestelle angekommen, entschließe ich mich,
nach Überwindung, die Platte anzumachen.
BUMM!!
Da schreit mich Herr Hildebrandt
an, als hätte er meine Vorurteile gehört! Nachdem ich mich gefangen habe, und
eingegroovt habe, kommt auch schon der Bus. Der Fahrer fragt mich nach der
Fahrkarte und voller moshendem Enthusiasmus werfe ich ihm mein Portemonnaie ins
Gesicht und prügle mich weiter durch den Bus. Da er irgendwie nicht losfahren
will, mache ich mich zu Fuß auf den Weg, gröle die eingängigen Chorusse auf der
Straße mit und bewege mich mit Spin-Kicks zur Arbeit...
Ins
Detail:
So oder so ähnlich muss es sich
zugetragen haben. Ich bin wahrlich kein großer Fan des Genres, aber was WATCH OUT STAMPEDE hier vorlegen, macht
einfach Spaß. Bei jedem Song mag ich grooven, springen, Leuten ins Gesicht
boxen, ABER ihnen danach ein Bier ausgeben und mit ihnen die Songs grölen.
Woran das liegt, lässt sich schwer erklären. Es groovt, die Breaks kommen an
den richtigen Stellen und man hat die Song-Strukturen schnell gecheckt, um sich
ganz aufs moshen/tanzen/bangen/mitfeiern konzentrieren zu können. Eine sehr
postitve Form der Eingängigkeit wird geboten.
Die Produktion ist klasse, die
Snare-Drum knallt schön und selbst den Bass hört man, was bei Metal/Hardcore ja
nicht unbedingt Pflicht ist.
"Sharks" ist ein
großartiger Opener, ohne große Umschweife geht’s sofort zur Sache, wobei hier
ein kleiner Kritikpunkt liegt. Mir fehlt das WATCHOUT, bevor mir die STAMPEDE
ins Ohr rast. Der Song beginnt mit Akzenten und Andreas Hildebrandt begrüßt uns mit herrlich angepisstem Gekeife.
Die Doublebass-Walze beginnt und Tolga
Özer schafft es mit simplem, aber bestimmtem Drumming das Ganze zum Grooven
zu bringen. Der Refrain erinnert an Killswitch Engage mit epischen Gesang
seitens Dennis Landts.
"Fingers Crossed" basiert auf einem coolen Viertel-Triolen-Groove, und beginnt
im Half-Time. Der Breakdown basiert auf einem ähnlichen Groove und entspricht
von daher nicht ganz den klassischen Sechzehntel-Ketten-Grooves, was mir sehr
zusagt. Besonders gut gefällt mir hier der Chorus, indem Landt seine Kopfstimme
zum Einsatz bringt ohne dabei nach jaulendem Kojoten zu klingen.
Die Single "Paper Hearts" ist clever gewählt und ist ein absolut repräsentatives
Stück für die gesamte Platte. Hildebrandt schreit hysterisch und phrasiert
seinen Text mit eigenständiger Rhythmik. Der Refrain wird sehr schön mit einem
dynamischen Drop eingeleitet, nur um dann weiter zu brettern. Landt beweist im
Chorus einmal mehr seine melodischen Fähigkeiten. Nach dem zweiten Vers folgt
ein Break, und die Gitarre greift die Hook aus dem Intro auf, um in einen
richtig coolen Breakdown überzugehen, der wie auch schon bei "Fingers Crossed"
auf mich nicht generisch wirkt. Das Outro wechselt zwischen Half-Time und
Full-Time hin und her und klingt mit schönen Arpeggios auf der Gitarre,
Streichern und einem geilen Groove zwischen Stefan Poggensee am Bass und Tolga
Özer an den Drums aus. Der Song ist für mich der dynamischste und
abwechslungsreichste Song der Platte.
Als CD-Hörer alter Schule hab ich es
total gerne, wenn in dem Booklet so viele Infos wie möglich stehen. Die Namen
der Mitglieder kenne ich nur aus der Presse-Mitteilung.
Allgemein finde ich die Platte
mit 35:29 Minuten ziemlich kurz. Die Songs sind sich aber alle recht ähnlich,
dadurch ist die Länge der Platte für mich dann doch ganz ok. Spätestens nach
dem fünften Durchgang ist man nämlich ziemlich satt. Von daher empfehle ich,
die Platte in Dosen zu genießen.
Fazit:
Ich muss nochmal betonen, dass
ich kein Fachmann in dem Genre bin. Für mich haben WATCH OUT STAMPEDE das Rad nicht neu erfunden, aber es rollt solide
und macht die ersten paar Durchgänge echt Spaß und "SVTVNIC" wird bestimmt bei der
ein oder anderen Party mal angemacht werden.
Ich fühl mich ein wenig hin-und
hergerissen. Beim ersten Eindruck hätte ich der Platte 11/15 gegeben, nach
mehrmaligem Anhören eher 9/15. Da ich aber nicht wirklich in dem Genre drin
bin, und WATCH OUT STAMPEDE meinen Tag gerettet haben, gebe ich 10/15 Punkten.
Tracklist:
1. Sharks
2. Feather
3. H.A.T.E.
4. Guacamole Takeover
5. Fingers Crossed
6. Paper Hearts
7. SVTVNIC
8. The Last Walk
9. Wires
10. Solaris
Bewertung: 10/15 Gut.
Persönliche Anmerkung:
Weil die Busfahrer mich nicht
mehr mitnehmen wollen, wäre es klasse, irgendwie an das Rezept aus GUACAMOLE TAKEOVER zu kommen, um den
Fahrern ein Friedensangebot zu machen.
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