„Nimm dir
Freiraum!“
…ist eine Textzeile, die zum Leitzsatz
werden sollte für einen Großteil der Hörer des neuen Albums „Raben im Herz“ von
Coronatus, da die Band auch mit diesem Album ein polarisierendes Werk
abliefert, das weniger für den Hintergrund als vielmehr fürs bewusste (Heran)Hören
geeignet ist.
Dabei wird der Einstieg durch den Opener
„Lady of the Wall“ erleichtert, bei dem es sich möglicherweise um den stärksten
Song, den die Band je zu bieten hatte, handelt. Der Megaknaller vereint
Bombast, Dramatik und Emotionalität zu einer Nummer der Kategorie Gänsehaut,
die mit dem ersten "the Lady of the Wall" beginnt und den Hörer
nicht mehr loslässt.
Knapp darunter folgen
weitere starke Songs wie die titelgebende Nummer „Raben im Herz“, die als
Hommage an die Schwarze Szene vor allem durch ihr Timing und die Eingängigkeit
mit Ohrwurmpotential überzeugt. „Seelenfeuer“ wiederum ist für mich eine bunte Mischung
aus Epica-Chor, Molllust-Gesangsteil und Nightwish-Orchester, die sich am Ende
doch ganz zu einem mitreißenden Coronatus-Song entwickelt, dessen erster
Refrain und Gitarrensolo besonders glänzen. Was bei „Anderswelt“ die
abwechslungsreichen Gesangsarten, die melodiöse Fidel und Trommeln und die
Mythologie sind, sind bei „Cànan Nan Gàidheal“ der überzeugend
dargebrachte gälische Text, die mitreißende Melodie und der gefühlvolle Gesang
beider Frauen - beide Nummern muten zudem folkig an. Der darauf folgende letzte Song „Frozen
Swan“ sorgt als sich steigernde Ballade für einen gelungenen Abschluss.
Bezogen auf diese sechs Tracks handelt es
sich um ein sehr gutes Album. Der positive Gesamteindruck wird aber teilweise
gemindert. Die drei übrigen Nummern setzten sich aus einmal "Mittelmaß" und
zweimal "Grenswert nach unten fast erreicht" zusammen. Das liegt zum einen an den eher
mittelmäßigen bis primitiven (im Sinne von kindlich) Texten der letzteren, als auch an einigen
Gesangspassagen. Sowohl Anny Maleyes als auch Carmen R. Lorch liefern über weite
Strecken des Albums ab und harmonieren sehr gut
miteinander. Was aber bei dem Opener zur Perfektion gebracht wurde, konnte an
anderen Stellen nicht gehalten werden. Während Maleyes „Raben im Herz“ von
vorne bis hinten vielseitig rockt, hat Lorch schwache Momente, die dem Album schaden
und die Nerven des Hörers erheblich belasten können. Es ist eine generelle Tendenz
des klassischen Female Fronted Metal, der die Damen in immer fernere Höhen
streben lässt, die oftmals um ihrer selbst willen eingebaut und nicht vorteilhaft
sind. Das betrifft bei weitem nicht alle Parts und die Sängerin kann an vielen
anderen Stellen eben doch überzeugen und ist besonders als zweite Stimme ein
nicht wegdenkbares Element des Albums.
Das stammt wie gewohnt aus der Feder von Drummer Mats
Kurth, dem es gelungen ist, die Band nach einem schwächeren Vorgänger in grünere
Gefilde zurück zu katapultieren. Unterstützt wurde er dabei von Gitarrist
Oliver Dederfing, der seine Hände nicht nur an den Saiten, sondern auch an der
Produktion zweier Songs hatte. Hinzu kommt ein schön gestaltetes
Cover und Booklet, das sympathischerweise auch die Live-Musiker mit einbezieht.
Bei "Raben im Herz" handelt es sich also um ein
starkes Gothic-Album mit Abstrichen, das seine volle Wirkung erst nach mehrmaligem Hören entfaltet. Diese Chance hat das Album aber definitiv verdient. Musikalisch symphonisch, folkig, bombastisch,
emotional und variantenreich, textlich zwischen Fantasy, Gothic und Selbstfindung – und
das auf gleich vier Sprachen. Insgesamt eine runde Sache mit interessanten
Ecken und Kanten!
Tracklist:
1. Lady of the Wall
2. König der Nebel
3. Raben im Herz
4. Carpe Noctem
5. Hoffnung stirbt niemals
6. Seelenfeuer
7. Anderswelt
8. Cànan nan Gàidheal
9. Frozen Swan
Bonus CD (jeweils als Orchester-Version):
1. Raben im Herz
2. Lady of the Wall
3. König der Nebel
4. Carpe Noctem
5. Hoffnung stirbt niemals
Anspieltipps: 1, 3, 6, 8
Bewertung: 11/15 Gut!
Tracklist:
1. Lady of the Wall
2. König der Nebel
3. Raben im Herz
4. Carpe Noctem
5. Hoffnung stirbt niemals
6. Seelenfeuer
7. Anderswelt
8. Cànan nan Gàidheal
9. Frozen Swan
Bonus CD (jeweils als Orchester-Version):
1. Raben im Herz
2. Lady of the Wall
3. König der Nebel
4. Carpe Noctem
5. Hoffnung stirbt niemals
Anspieltipps: 1, 3, 6, 8
Bewertung: 11/15 Gut!
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