"There's a thin line between bad and good"
Womit die Essenz des neuesten Geniestreich der "Power Metaler" von Dawn of Destiny bereits zusammengefasst wäre.
Der Band gelang es bis dato von Album zu Album immer wieder sich zu steigern, was schließlich in dem ersten Konzeptalbum "F.E.A.R." mündete. Es drängte sich die Frage auf, wie es Dawn of Destiny gelingen sollte das zu toppen. Die Antwort ist "To Hell".
Das beginnt schon beim Cover, welches auf den ersten Blick zwar schlichter als die übrigen erscheint, aber den Kern des Albums, also die Motive Feuer und Wasser, sowie das Motiv der leidenden Frau (Engel und Sünderin zugleich) wirkungsvoll veranschaulicht. Wunderschön in seiner Einfachheit und wunderbar passend zur Story.
Denn bei "To Hell" handelt es sich unerwarteter Weise erneut um ein Konzeptalbum. Die Geschichte erzählt von Mary und Tim auf einer Kreuzfahrt während ihrer Flitterwochen. Dort werden sie von Ibrahim verfolgt, der Mary mit ihrer düsteren und vor Tim verborgenen Vergangenheit, die sich um die Bedeutung ihres Tattoos "NA" rankt, konfrontiert und vor eine grausame Wahl gestellt.
An dieser Stelle soll nicht mehr verraten werden, da die durch den Verlauf der Geschichte aufgebaute Spannung, die sich bis zum Schluss hält, ein wesentlicher Teil des Werkes ist, der es umso reizvoller macht. Diesmal ist die Geschichte zudem nicht in mehrere Teile aufgeteilt, sondern das Booklet wechselt Songweise zwischen Erzählung und Songtext. Die Grundstory weist überdies ein hohes Maß an Aktualität auf, es geht um Flüchtlinge. Die Mischung aus Aktualität, Spannung und Dramatik lässt das Album auf inhaltlicher Ebene durchwegs überzeugen, der Inhalt unterstützt zudem die Musik.
An dieser Stelle soll nicht mehr verraten werden, da die durch den Verlauf der Geschichte aufgebaute Spannung, die sich bis zum Schluss hält, ein wesentlicher Teil des Werkes ist, der es umso reizvoller macht. Diesmal ist die Geschichte zudem nicht in mehrere Teile aufgeteilt, sondern das Booklet wechselt Songweise zwischen Erzählung und Songtext. Die Grundstory weist überdies ein hohes Maß an Aktualität auf, es geht um Flüchtlinge. Die Mischung aus Aktualität, Spannung und Dramatik lässt das Album auf inhaltlicher Ebene durchwegs überzeugen, der Inhalt unterstützt zudem die Musik.
Musikalisch ist "To Hell" mitreißend wie nie, gleichzeitig ein typisches Faber-Werk. Ersteres liegt auch an dem gestiegenen Anspruch was den Grad der Komplexität anbelangt. Diese Tendenz deutete sich bereits beim Vorgänger an, wird hier aber nochmals verstärkt. "To Hell" wird bei dem ein oder anderen vielleicht länger brauchen, um seine volle Wirkung zu entfalten. Das beginnt schon beim ersten Song "Hide Our Sorrow", der erstmal sperriger ist als sonstige DOD-Opener, der sich aber im Laufe der Zeit als ein Favorit erweisen sollte. Der "Männerchor" erinnert musikalisch leicht an einen Piratensong - passend zum Ozeanmotiv. Enthalten ist zudem ein super Ohrwurm-Refrain und eine schöne Bridge. Durch die Mischung aus (anfänglicher) Sperrig- und Eingängigkeit ein sehr gutes Beispiel für das Gesamtwerk. Ich glaube, ich habe noch nie ein Album gehört, das gleichzeitig so komplex (sehr viele Takt- und Melodie-Wechsel, dissonante Mehrstimmigkeit,...) und eingängig/simpel (bezogen auf die Refrainstruktur) ist. Diese Kombi ist es, die Dawn of Destiny seit jeher auszeichnet und die auf der jüngsten Veröffentlichung besonders überzeugt. Es ist zudem die Vielseitigkeit der Tracklist, die nicht nur Fans ansprechen sollte.
Auf "To Hell" finden sich sowohl klassisch härtere Nummern (simpel, aber effektiv) mit coolen Gitarrenriffs ("Fire", "To Hell", "Scream"), als auch (musikalisch) positiv anmutende Songs a la "Admired" ("From Paradise", "Life"), die das Album zusätzlich bereichern, sowohl an emotionaler als auch stimmungsvoller Abwechslung. Aber auch Fans vergangener Düster-Nummern kommen auf ihren Geschmack ("Hateful Heart") oder der balladeske Gegenpart dazu ("Destroy My World") sind Beispiele hierfür.
Foto: Hjördis (Painted Black) |
Ähnlich verhält es sich bei Jens Faber, aus dessen Feder nicht nur alle Songs und Texte stammen, sondern der erneut auch wieder zum Mikrofon gegriffen hat. Auch er zeigt Seiten von sich, die bislang noch verborgen oder weniger ausgeprägt waren, erfreut den Zuhörer mal mit sanft-klassischen cleanem Gesang, mal mit knallharten Grunts und Screams (sein gutturaler Gesang spiegelt die Verzweiflung in bspw. "Light in the Night" optimal wider), was ihn ohne Probleme beide männlichen Parts glaubhaft meistern lässt. Er singt außerdem teilweise so hoch, dass man ihn fast mit Scherff verwechseln könnte.
Ein Indiz für das perfekte Zusammenspiel der beiden Stimmen. Das gilt sowohl für einzelnen Songs, in denen es viel Mehrstimmigkeit und Wechselgesang gibt, als auch auf das komplette Album bezogen, auf denen es gemeinsame Lieder und Soli, in denen der andere bestenfalls im Refrain vorkommt, gibt. Dadurch wird "To Hell" noch einmal dynamischer.
Neben dem Gesang ist Faber auch am Bass wie gewohnt vertreten, darüber hinaus übernimmt er neuerdings die Gitarrenparts, von denen es reichlich gibt, aufgrund der Lücke, die Veith Offenbächer im Bandgefüge gerissen hat. Selbiger hat allerdings erfreulicherweise drei Soli übernommen und ist somit auch auf dieser Scheibe wie gewöhnlich vertreten. Das gilt selbstverständlich auch für das dritte Urgestein Dirk Raczkiewicz, der erneut die Keyboard-Tasten zum Glühen bringt, denn gebraucht wird das melodische Instrument nach wie vor gern. Fehlt eigentlich nur der Schlagzeuger, der sich bisher für die Band als Problemfall erwies. Mit Philipp Bock scheint endlich ein würdiger Mann gefunden zu sein, der sehr gute Arbeit liefert und Songs wie "Life" (das Befreiende wird durch den Beckeneinsatz verstärkt) besonders auffällig bereichert.
Foto: Hjördis (Painted Black) |
Erstere werden überdies von erneut hochkarätigen Gastsängern unterstützt: Björn Strid (u.a. Soilwork) und Zak Stevens (u.a. Savatage). Beide machen ihren Job mehr als gut und fügen sich perfekt ins Konzept.
"Burn in the Fire" ist ein Song der Superlative, der vor allem durch das Zusammenspiel Scherff-Faber-Strid besticht und mit sehr schnellen Wechseln der Drei fasziniert - das erzeugt eine Dynamik, die von Beginn bis Ende des Songs fesselt!
Ähnliches gilt für "Only the Ocean Knows", wobei der chorale Refrain besonders eingängig ist und Zak Stevens bereits den Songeinstieg recht unvergesslich macht, intensive Zeilen wie "Beat me, kill me, I don't care, we meet again in Hell" von Jeanette unterstreichen dies.
Nach aller Härte, nach allen choralen Elementen, sowie vollendeten Orchestrierungen endet das Album vergleichsweise ruhig mit "Forgive", bei dem Faber nicht nur allein singt, sondern auch fast ausschließlich von zwei Akustikgitarren begleitet wird. Dass er diese selbst spielt, dürfte zur Emotionalität des sich langsam in Mehrstimmigkeit steigernden Songs beigetragen haben - wirklich berührend und ein würdiger Abschluss!
All das zusammen genommen handelt es sich bei "To Hell" um ein dynamisches, mitreißendes Werk mit viel Mehrstimmigkeit und einer durchwegs starken Besetzung, genial komponiert von der ersten bis zur letzten Minute, dessen Inhalt und Musik sich jederzeit ergänzen und gegenseitig bestärken. Worten wie Feuer und Wasser, Schuld und Sühne, Hass und Vergebung, Gut und Böse wird damit zusätzliche Kraft verliehen, das gesamte Werk weist eine unglaubliche Intensität auf.
Dawn of Destiny haben in sehr kurzer Zeit gleich nochmal abgeliefert, ihnen ist ein inhaltlich eindringliches Werk voller musikalischer Ausdruckskraft gelungen. Ich habe jetzt ein paar Wochen versucht, es tot zu hören, es war unmöglich. Sie haben es wieder geschafft - diesmal unverbesserlich!
Tracklist:
1. Hide Our Sorrow
2. Fire
3. From Paradise
4. To Hell
5. Scream
6. Hateful Heart
7. Burn in the Fire
8. Only the Ocean Knows
9. Light in the Night
10. Destroy My World
11. Belief
12. Life
13. Forgive
Anspieltipps: 1, 7, 8, 9, 12
Bewertung: 15/15 Meisterwerk!
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