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Dienstag, 28. Oktober 2014

Video-Interview, Artikel + Fotos: Poets of the Fall 2014

"Without Silence there can be no Music"

Am 22.10.2014 führte der Tourplan Poets of the Fall im Zuge ihrer Jealous-Gods-Tour nach Hamburg. Dort war ich nicht nur auf dem Konzert an sich akkreditiert, sondern habe im Vorfeld auch ein Interview mit Marko Saaresto, dem Sänger der Band, geführt. (das Interview ganz unten)

Nachdem ich morgens noch in der Uni saß und mich bei Regen und Sturm zu meinem Auto aufmachte und durch selbigen auch zwei Stunden Richtung Hamburg fuhr, begann ich den Herbst bereits zu hassen – kein gutes Vorzeichen, sollte man meinen. 
Mit Marko Saaresto/ Foto: Nina Taylor
Als ich es dennoch rechtzeitig vor das Hamburger Knust geschafft hatte (mein Auto stand quasi direkt hinter dem Tourbus in der verbotenen Zone), erhielt ich eine SMS, die mich zum Hotel der Band beorderte. Neben der Panik, die mich aufgrund meiner schlechten Kondition und meines noch
schlechteren Orientierungssinns durchflutete, war die Tatsache an sich doch eine interessante Erfahrung, denn an diesem Tag hatte ich mein erstes Interview in einem Hotelfoyer. Dort traf ich auf Marko Saaresto, mit dem ich über die unterschiedlichsten Dinge sprach. Darunter die Bedeutung des Bandnamens und von "Cinematic Rock", wer die Musik und die Texte schreibt, das neue Album "Jealous Gods", Markos Umgang mit Brust- und Kopfstimme, den Zusammenhang zwischen Stille und Musik, Touren in Deutschland, Samu Harber(:D) und eine im Tourbus abgehaltene Beerdigungszeremonie. Abgesehen davon, dass er aufgrund der vorherigen Konzertnächte ein wenig müde wirkte, war er ein sehr netter Gesprächspartner, der schon auf den ersten Blick dadurch gewann, dass er ein Shirt der Vorband trug. Zu meinem Glück sollte sich dieser erste Eindruck bis zum Schluss halten.  

Am selben Abend fand dann im Hamburger Knust der letzte Auftritt in Deutschland für die Band statt. Einlass sollte um 20, Konzertbeginn um 21.00 Uhr sein. Tatsächlich begann die Vorband „The Weyers“ aber schon innerhalb dieser dazwischen liegenden Stunde zu spielen. Das war ein wenig ärgerlich, da ich mich trotz der erstmaligen Herausforderung „Nur-drei-Songs-fotografieren“ dazu entschlossen hatte, die Vorband ebenfalls abzulichten, was dann nur noch aus der Menge möglich war. Da das nicht zum ersten Mal vorgekommen ist (Tellus Requiem bei Kamelot wäre ein weiteres Beispiel), sollte man sich vielleicht über eine eindeutigere Ausschreibung Gedanken machen, zumal es Leute geben soll, die nur für eine Vorband anreisen. Das wäre allerdings auch schon der einzige Kritikpunkt des Abends, der sich überhaupt lohnt, erwähnt zu werden. Was das Knust betrifft hatte beispielsweise die langhaarige junge Dame an der Garderobe ein dermaßen gewinnendes Lächeln, das man zwangsläufig überlegte, was man noch abgeben könnte.
The Weyers kannte ich vorher noch nicht, ich war aber ziemlich schnell positiv für sie eingenommen. Schon auf den ersten Blick hebt sich so ein Duo von dem ab, was man sonst normalerweise auf der Bühne geboten bekommt. Das galt allerdings auch für die Ohren, denn Adi Weyermann (Gitarre, Gesang) und Luke Weyermann (Schlagzeug, Gesang) hatten ihren ganz eigenen Sound. Dazu eine gesunde Portion Unterhaltungstalent und der Abend war auf bestmögliche Weise eröffnet. Dieser Gedanke kam mir spätestens ab einer Dauerschleife „Hallo Hamburg!“ auf einem dazugehörigen Beat. Simpel, aber effektvoll. Der ein oder andere Effekt spielte auch an anderer Stelle eine Rolle. So zum Beispiel als Adi im geballten Nebel verschwand und mit Gitarre wieder daraus auftauchte. Sollte sich die Möglichkeit bieten, würde ich mir die Gebrüder Weyermann aka The Weyers also gern nochmal genauer angucken und kann das folglich auch jedem anderen empfehlen. Dazu besteht zum Beispiel die Möglichkeit im Zuge ihrer Deutschland-Tour mit Staubkind.

Schließlich ging es dann zum Fotografentreffpunkt, wo tatsächlich neben mir nur noch ein anderer anwesend war – von Metal.de. Gemeinsam erklommen wir dann die Loge des Knust, von wo aus jeder seine eigenen Schäfchen ins trockene bringen musste. Nach den ersten drei Songs, die am Ende doch nicht so kurz waren, wie ich es mir vorher ausgemalt hatte, mussten wir zunächst unsere Kameras abgeben, bevor wir in die Konzerthalle entlassen wurden – super, dass ich bis auf die Kameratasche nichts dabei hatte und mein Notizhandy in den Stiefel stecken durfte. Aber das hinderte mich nicht daran, mich ins Getümmel zu werfen… das ich zwar nur bis auf Barhöhe durchqueren konnte, da um diese fortgeschrittene Zeit kein Durchkommen mehr war, aber gut.
Dann ging es ans Zuhören, wobei ich mir im Vorfeld bereits einige Gedanken zu Poets of the Fall gemacht hatte: Handelt es sich bei „Cinematic Rock“ um die richtige Musik für einen Live-Auftritt? Insbesondere da ich bisher eher auf härteren Konzerten zu Gast war, zweifelte ich ein wenig daran.
Diese Zweifel wurden allerdings im Laufe des Konzerts restlos beseitigt. Das begann schon mit der ansprechenden Song-Auswahl, die neben einer Vielzahl von neuen Songs auch einige der besten aus den älteren Alben beinhaltete, darunter "Illusion & Dream" oder "Carnival of Rust" und damit, dass vieles ein bisschen härter war und damit besser zum Mitgehen war als auf den Alben.
Desweiteren machte die Band, bestehend aus Marko Saaresto (Gesang), Olli Tukiainen (Gitarre), Markus "Captain" Kaarlonen (Keyboard), Jaska "Jake" Mäkinen (Gitarre), Jani Snellman (Bass) und Jari Salminen (Schlagzeug) einen sehr harmonischen Eindruck auf der Bühne. 
Musikalisch war das Ganze ein Genuss. Sowohl instrumentell, als auch gesanglich. Denn zwar konnte Marko nicht alle Töne treffen, seine Stimme war aber live weniger glatt gebügelt als bei den Studienaufnahmen und gerade die kleineren Variationen und die leichte Rauheit sind es, die einen Live-Auftritt unverwechselbar machen. Hier wurde stattdessen mehr Gewicht auf Ausdruck und Emotion gelegt. Teilweise gebrochen, aber gefühlvoll in jedem Fall intensiv. Tatsächlich war kaum zu glauben, dass der nur durch Kaffee am Leben erhaltene Sänger vom Nachmittag sich in wenigen Stunden in eine agile Granate mit schwarz geschminkten Augen und Kriegsbemalung verwandelt haben sollte. So wurde neben musikalischen Leistungen auch unterhaltungstechnisch einiges geboten. Da wurden viele Witze gerissen und einzelne deutsche Worte gesprochen, "Scheiße" inklusive. Ein Vater-Sohn-Schauspiel, gegenseitiges Zuflüstern und Lachen, sowie das Anstoßen der Band mit Wasserflaschen zu der Textzeile "raise my glass" sind nur drei Beispiele von vielen weiteren.
Zudem wurde das Publikum die ganze Zeit über zum Mitmachen angehalten, teilweise sogar zum Mitsingen, was ausgesprochen gut klappte und teilweise an ausgiebige Fangesänge in Fußballstadien erinnerte. 
Olli und Jaska, die zwischen Akustik- und E-Gitarre wechselten, Jani ohne Shirt, aber mit Schal, es gebe noch viele Dinge zu erzählen über die Poeten des Herbstes, die in jedem Fall einen Moment der Stille und des Zuhörens Wert sind. 
Besonders beeindruckend fand ich unter anderem den letzten "offiziellen" Song "Nothing Stays the Same", der akustisch begann, um sich dann erheblich zu steigern und den Zuschauer mit einer vollen Kanüle Bass zu durchdringen und Flashlight zu blenden. Danach verabschiedete sich die Band zunächst mal von der Bühne und reizte die Zugabe-Rufe voll aus, bevor sie für ganze sechs Zugaben noch einmal ins Scheinwerferlicht zurückkehrte.
Mit "Carnival of Rust" wurde dann genau der richtige Dauerbrenner für den endgültigen Abschluss gewählt, die Dynamik war der Hammer!


Setlist:
1. Daze
2. Diamonds for Tears
3. Love Will Come to You
4. King of Fools 
5. Running Out of Time
6. Rogue
7. Choice Millionaire
8. Illusion & Dream
9. Locking Up the Sun
10. Brighter Than the Sun
11. Cradled in Love
12. Nothing Stays the Same 
Zugaben:
13. Late Goodbye (Acoustic)
14. Dreaming Wide Awake
15. Jealous Gods
16. Shallow
17. Lift
18. Carnival of Rust
 
Nach der Show stachen mir zufällig noch einmal The Weyers ins Auge. Nach zwei am Auslöser gescheiterten Fotografieversuchen einer anwesenden Dame, gelang es schließlich einem Herrn der Technik folgendes Foto zu schießen, danke dafür!;)


Fazit: Rückblickend betrachtet hat sich die Reise also wiedereinmal gelohnt und der Herbst hat für mich wieder enorm an Sympathie gewonnen.

Fotos The Weyers:



Fotos Poets of the Fall:

Das Interview:

Link zum Youtube-Video:
https://www.youtube.com/watch?v=uUzHeKNeL0Y

Link zur Bandseite:
http://www.poetsofthefall.com/

Link zur Vorbandseite:
http://www.the-weyers.com/

Link to the english translation of the text: 
http://www.realisart.com/2014/10/english-translation-poets-of-fall-2014.html




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