„Das Vögelchen
ist abgebrannt, übrig bleibt nur Asche.“
Meine erste Berührung mit Xandria hatte ich durch den
willkürlichen MP3-Download von „Ravenheart“.
Den Song fand ich sehr stark und er hat es häufig auf meine Wiedergabeliste
geschafft.
Als dann die Ankündigung für „Sacrificium“, das sechste Studioalbum der Bielefelder kam, war ich, geschürt durch das auffällige Cover und den dazugehörigen Titel, sehr gespannt. Erwartet habe ich ein kraftvolles Inferno: einen sich steigernden Aufbau, etwas ruhiges dazwischen (ein Opfer) und die anschließend finale Wiederauferstehung, insgesamt Symphonic Metal vom Feinsten. Bekommen habe ich 100% Xandria, die sich aus 45% Epica, 45% Nightwish und 10% Langeweile zusammensetzen.
Zunächst einmal: Das Album ist nicht
schlecht, es scheitert bloß
gnadenlos im Vergleich mit anderen
Female-Fronted-Neuerscheinungen wie Dawn
of Destiny (ebenfalls aus Deutschland)
und Epica. Besonders auf
Symphonic-Metal-Ebene reicht es nichtmal annähernd an „The Quantum Enigma“
heran. Dabei war die ganze Aufmachung so
toll, das Mediabook von sehr guter Qualität, sie hält bloß leider nicht, was
sie verspricht.
Das fängt schon beim neuen Gesang an, der irgendwie nicht richtig
fesselt. Damit will ich allerdings nicht sagen, dass Dianne van Giersbergen keine gute Sängerin wäre, ganz im Gegenteil.
Giersbergen singt auf „Sacrificium“ in verschiedenen Lagen und mit
verschiedenen Techniken. Dabei hat sie mich bei den leiseren Tönen teilweise an
Simone Simons, im lauteren
Sopran-Bereich in Ansätzen an Tarja
Turunen erinnert. Die Vergleiche sprechen für sie.
An anderen Stellen ist das leider nicht
der Fall, denn die Band bewegt sich mit ihrer Nightwish- und Epica-Imitation teilweise sehr nahe am Plagiat. Dass
nach Ewigkeiten Musikgeschichte und einer begrenzten Anzahl an Noten- und
Akkordfolgen einzelne Passagen ähnlich klingen, ist kein Wunder und auch nicht
schlimm. Beim Durchhören von „Sacrificium“ gab es aber schon bei Runde 1 für
mich kaum einen Song, der mich nicht in der Gesamtheit explizit an eine der
beiden Bands erinnert hat. Es betrifft zudem in beiden Fällen sowohl alte
Nummern als auch jüngere musikalische Entwicklungen.
Das allein wäre trotzdem noch
verzeihlich, es kommt aber noch ein anderer negativer Faktor hinzu. Die Kopie ist ein schlechter Versuch, denn an der Musik gibt es zwar im Großen und
Ganzen nichts auszusetzen, sie weist aber auch keine Highlights auf. Kaum etwas, das heraussticht oder besonders
anspricht, auch nach mehrmaligem Hören nicht. Selbst die Gitarrenparts sind
merkwürdig farblos und die
Mehrstimmigkeit erzeugt ebenfalls kein Gänsehautfeeling, trotz Mischung
verschiedener Gesangsarten. All der enthaltene Bombast und die Härte sind
vergeblich, bei mir persönlich kommt kaum etwas an. Das Album ist zu großen
Teilen langweilig, es fehlen eingängige, mitreißende Melodien.
Eine Ausnahme bildet für mich z.B. „Our Neverworld“. Der Song erinnert mich
zwar auch teilweise an Tarjas Away-Hymne, das ist aber völlig egal, da er einfach ankommt! Wir haben einen
ruhigen Start, eine schöne Strophe und eine eingängige Melodie im Refrain,
zudem ist er kontrastreich und steigert sich.
Was mir an dem Album zudem gut gefällt,
ist die enthaltene Bonus-CD. Auch
wenn die Instrumentalversion in diesem konkreten Fall eher überflüssig war, da
die Songs größtenteils nicht genug mitreißen, um sich selbst damit zu
beschäftigen, finde ich die sich langsam etablierende Idee dahinter großartig
(mehr dazu später).
Wie
soll man „Sacrificium“ nun abschließend
beurteilen?
Betrachtet man Within Temptations „Hydra“ (interessant,
dass beide Bands über legendäre Wesen viel versprochen haben), dann findet
man auch eine gewisse Gleichförmigkeit innerhalb des Albums, es findet sich
aber dennoch im Vergleich zu anderen Künstlern eine hohe Eigenständigkeit.
Das ist bei Xandria nicht der Fall. Sie
machen aus den sehr guten Vorlagen mindestens zwei anderer Bands ein eher
eintöniges Werk, das am Ende aber immer noch annehmbar bleibt!
Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht
wirklich gut, auf jeden Fall meine anfänglichen Erwartungen enttäuschend: Ein Phönix ist was anderes!
Trotzdem würde ich, aufgrund des in
„Ravenheart“, "Valentine", „Our Neverworld“ und einzelnen Songteilen aufblitzenden Potentials, das nächste Album wieder kaufen. Wohl um zu
sehen, ob ein längeres Zusammenspiel der neuen Bandbesetzung positive
Neuerungen bringt.
Anspieltipps: The Undiscovered Land, Our Neverworld, The Watcher
Anspieltipps: The Undiscovered Land, Our Neverworld, The Watcher
Tracklist:
1.
Sacrificium
2.
Nightfall
3.
Dreamkeeper
4.
Stardust
5.
The
Undiscovered Land
6.
Betrayer
7.
Until
the End
8.
Come
With Me
9.
Little
Red Relish
10. Our Neverworld
11. Temple of Hate
12. Sweet Antonement
Bonus
CD:
1.
The
Watcher
2.-13. Instrumental
Tracks
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