Mein Tag mit Epica: Von einem Interview zur Release-Show des neuen Albums „The Quantum Enigma“ am 30.04.2014 in Tilburg
Die Vorgeschichte:
Vor nicht allzu langer Zeit
kontaktierte mich ein langjähriger Freund und fragte, ob ich nicht zu der Release-Show
von The
Quantum Enigma kommen wolle. Lange überlegen musste ich
selbstverständlich nicht und ich erwarb sehr schnell das passende Ticket. Ein
kluger Gedanke, wie sich später herausstellen sollte, denn die Show war kurze
Zeit darauf sold out!
Die Fahrt nach Tilburg:
Am 30.04.2014 begann mein Tag um 5.30 Uhr. Es ging mit dem Auto nach
Hildesheim, mit dem Zug nach Hannover und von da aus mit dem ICE nach Duisburg.
Von dort aus ging es mit dem Auto weiter Richtung Tilburg. In diesem wurde ich dann zum zweiten Mal in meinem Leben
außerhalb meiner eigenen vier Autowände mit guter Musik beschallt. Wobei mir
besonders ein Stück zu Beginn der Fahrt positiv auffiel und mich zum Nachdenken
brachte. Irgendwie bekannt, aber konnte das sein? Tatsächlich bestätigte mir mein
Beifahrer, dass es sich um das neue Epica-Album
handelte. Und somit auch um Simone
Simons, deren Stimme ich im ersten Moment nicht eindeutig wieder erkannt
hatte, denn sie klang irgendwie voller, mehr aus dem Bauch heraus gesungen
anstatt im Hals. Das galt für das komplette Album. Aber mehr dazu später in
meiner Review.;)
Das Poppodium und ein zufälliges Interview:
Als ich in Tilburg und am Poppodium ankam, in dem das Konzert
später stattfinden sollte, saß bereits eine größere Anzahl Epica-Fans vor dem
Gebäude Schlange (es war etwa 14 Uhr!!!). Im Inneren des Gebäudes traf ich dann
zufällig auf meinen ehemaligen Kollegen Khanh, der mich aufgrund personeller
Lücken fragte, ob ich ihm während eines Interviews mit Mark Jansen und Isaac Delahaye assistieren würde. Völlig
überrumpelt sagte ich spontan zu.
Das Interview, das daraufhin
folgte, war so interessant, dass ich
selbst meinen Mikrojob (Timer im Auge behalten und in etwa alle zehn Minuten
winken) für einen Augenblick vergaß und ganz erschrocken war, als der Timer
plötzlich schon auf „7“ stand. Ab da musste ich mich wirklich ernsthaft
konzentrieren:D Ansonsten lief alles gut.
Alles in allem war es ein toll
geführtes und durch die Kooperation, die Ernsthaftigkeit,
aber auch den Humor der Künstler,
sowie deren Deutsch-Versuche, ein richtig geiles Interview mit zwei sehr sympathischen, bodenständig wirkenden
Menschen!
Das Video mit Mark, Isaac und Khanh findet ihr in baldiger Zukunft auf www.metal-trails.com.
von links nach rechts: Isaac Delahaye, ich, Mark Jansen, Khanh David To Tuan von Metal Trails. |
Das Konzert:
Obwohl ich bereits seit Jahren Epica-Fan bin und die Band auch jahrelang meine Nummer 1 war, habe ich sie vorher noch nie live gesehen. Retrospect steht zwar in meinem Regal,
ich bin aber bisher noch nicht dazu gekommen, es mir anzusehen, bzw. wollte es
bewusst vermeiden, bevor ich nicht persönlich bei einem Konzert anwesend war.
Die ersten fünf Studioalben und die Jubiläums-DVD. |
Von Simone hatte ich, was den
Live-Gesang angeht, aber fast nur Schlechtes gehört. Insbesondere wurde immer
wieder betont, dass sie die Töne nicht treffen und halten könne. Davon wollte
ich mich nun, mit dem starken The Quantum
Enigma noch im Ohr, persönlich überzeugen.
Das neue Epica-Album: The Quantum Enigma. |
Als ich erneut am Poppodium ankam,
war es am Eingang eher leer. Ich traf zufällig die Sängerin und einen
Bandkollegen von Stream of Passion,
die zur selben Zeit ankamen. Dann ging es aufgrund der Leere auch sehr schnell
rein. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen! Das sold out machte sich spätestens in der Eingangshalle
bemerkbar, wo sich bereits eine Vielzahl von Epica-Fans tummelte, die zuvor
gefühlt ganz Tilburg infiltriert hatte (ein Fan-Shirt an jeder Ecke).
Zunächst mal ging ich zu dem
Stand, um mir mein Album abzuholen, da ich Paket 1 (Ticket + Album) gekauft
hatte.
Der Vorteil dabei war, dass es in den Niederlanden im Gegensatz zu den mir bekannten Veranstaltungsorten in Deutschland Schließfächer gibt, ich konnte meine Jacke und das Album also im Keller in einen kleinen Schrank einschließen und mich ansonsten frei bewegen. Frei bis ich den Konzertsaal betrat.
Schild, das Crowdsurfing verbietet:D |
Der war sehr, sehr voll, eben
ausverkauft, was, da es sich um Epicas ersten Auftritt nach einer längeren Baby-Pause
handelte, sicher auch kein Wunder war. Es war aber kein allzu großes Problem,
denn ebenerdig war nur die Fläche direkt vor der Bühne, danach folgten
verschiedene Treppenabsätze und ein riesiger Balkon eine Etage höher. Ehrgeizig
wie ich war, wollte ich aber möglichst weit nach vorne und schaffte es auf der
linken Seite in die dritte oder vierte Reihe. Gedrängelt wurde zumindest in
meiner Umgebung nicht, man konnte immer noch gut durchkommen. Generell war die
Halle, gerade im Vergleich mit deutschen Locations, in denen Metal gespielt
wird, wirklich toll, die Bühne im Vergleich sehr groß und gut belichtet!
Es dauerte nicht lange und die
Vorband Insomnium betrat die
Bühne. Meine Sympathie war ihnen sicher, sobald sie sich als Finnen geoutet
hatten.:D Aber auch ansonsten konnte ich ihre Musik, trotz der Vorfreude auf
Epica, erstaunlich gut „verkraften“, wie offensichtlich auch der Großteil der
anderen Zuhörer. Die Musik war, da Melodic
Death Metal, von eher härterer Natur mit einer Mischung aus reinem und glutteralem Gesang von zwei verschiedenen
Bandmitgliedern. Durch die gute Performance der Band, ging die Zeit also
relativ schnell vorbei.
Fotos von Insomnium:
Mit dem Gitarristen Markus Vanhala. |
Das aktuelle Insomnium-Album: Shadows of the Dying
Sun.
|
Nach etwas längeren Umbauarbeiten
folgte der ersehnte Auftritt des Hauptacts: EPICA!
Diesen hätte man kaum verpassen
können, denn er wurde von ohrenbetäubendem Jubel begleitet.
Die Release-Party begann mit
Feuerfontänen und Pyroeffekten, ein gewaltiger
Auftakt, der auf alles vorbereitete, was da noch kommen sollte! Epica Fully Loaded – Fünf Bengel und ein
Feuerengel für Tilburg! Denn das Konzert war in meinen Augen ein voller Erfolg! Das lag vor allem an den
Aktivitäten der einzelnen Bandmitglieder. Da wurde nicht nur mit Leidenschaft gesungen und gespielt, da
wurde auch der Platz gewechselt und miteinander interagiert. Die Show war
einfach nur unglaublich dynamisch und
abwechslungsreich! Zudem wurden zahlreiche Songs des neuen Super-Albums gespielt,
die genauso mitrissen wie die ebenfalls mit eingebundenen alten Nummern,
darunter zwei meiner Favoriten: Unleashed
und Blank Infinity. An letzterer
lässt sich dann auch gut die eingangs erwähnte Kritik an Simone Simons verdeutlichen, denn sie hat teilweise die Töne nicht
getroffen und ihren Einsatz verpasst. Es war mir aber in dem Moment so egal,
wie es nur sein könnte, da die Stimmung
einfach zu gut und mitreißend war, um sich an so etwas zu stören. Zudem konnte
man das keinesfalls auf den Rest des Konzerts erweitern, denn Simone hat sehr gut, emotional, abwechslungsreich und vor
allem kraftvoll gesungen. Und manchmal sind das Gefühl und die Power dann
auch einfach sehr viel wichtiger als das exakte Einhalten aller Töne. Zudem hat
die Sängerin auch durch ihre Performance
an sich zum Erfolg der Show beigetragen, denn sie wanderte von ihrem S-förmigen
Mikrofonständer stets umher, stand mal auf dem Bühnenpodium, mal bei dem
Bandmitglied, mal bei dem anderen und hat ihr passendes Outfit ebenfalls einmal
gewechselt und machte mit ihrer zarten Gestalt auch beim obligatorischen
Headbangen eine gute Figur. Gesprochen hat sie in den Pausen überwiegend
Holländisch, aber auch teilweise Englisch für die aus dem Ausland angereisten
Zuhörer mit eingebunden.
Doch auch die anderen
Bandmitglieder sind nicht zu vernachlässigen. Denn was die Show von Epica
ausmacht, ist vor allem die Harmonie,
die scheinbar unter den Mitgliedern der Band herrscht. Man könnte also, bedenkt
man die Dynamik, von einem
geordneten Chaos sprechen. Mark Jansen sprach vor allem mit seiner
Gitarrenperformance an, aber auch
seine Grunts waren prägnant, vor
allem seine Screams haben mich
persönlich fasziniert. Ebenso glänzte Isaac
Delahaye mit der Lead-Gitarre,
auf der er Vollgas gab, die er aber
zwischenzeitig für eine Ballade mit einer Akustik-Gitarre eintauschte, um
Simone darauf zu begleiten. Vollen Körpereinsatz
zeigte er im wahrsten Sinne des Wortes mit ablegen seines Tops gegen Ende der
Show. Auch Rob van der Loo war mit
seinem Bass voll dabei, stand mal
hier, mal dort und gab dem Ganzen die nötige Tiefe. Sehr gut fand ich auch,
dass man durch das Podium und die größtenteils gute Beleuchtung endlich auch
mal Keyboarder und Schlagzeuger richtig sehen konnte und Coen Janssen und Ariën van Weesenbeek so ebenfalls durch
ein drehendes Keyboard (das teilweise durch eine mobile Version ausgetauscht
wurde) und Aktivitäten an den Drums die Stimmung im Saal anheizen konnten.
Gefeiert wurden sie ohnehin, wie die ganze Band.
Insgesamt wurde die Release-Show
vorwiegend durch härtere Töne
geprägt, aber auch leisere Nummern fanden ihren Eingang. Ein Beispiel dafür
wäre die bereits erwähnte Ballade oder die neue, traditionell chinesisch
anmutende Nummer The Fifth Guardian,
während der die Band die Bühne für kurze Zeit verließ und eines der Highlights in
Form von drei großen chinesischen Drachen
sie betrat. An Kreativität und Highlights
mangelte es insgesamt nicht. Feuer und Pyro-Effekte, Luft- und Nebelfontänen,
dazu Lichteffekte vom Feinsten. Am Ende des titelgebenden Finales The Quantum Enigma explodierte
dann mit einem lauten Knall ein Silberschnipsel-Behälter über dem Publikum,
danach roch es wie an Silvester zur
Primetime und die Band verließ die Bühne. Selbstverständlich nur um zur
abschließenden Zugabe in Form von Cry For the Moon noch einmal
zurückzukehren und anschließend verschiedenen Gegenstände in die kreischende Menge
zu werfen, bevor sie endgültig von der Bühne verschwanden.
Fotos von Epica:
Fazit:
Die einzigen negativen Aspekte, die ich von der Release-Party zu berichten habe,
sind zwei wilde und auch schmerzhafte Hüpf- und Schubsattacken einiger Männer
in meiner Umgebung gegen Ende hin und meine vermaledeiten Highheels mit
Holzsohle, da hab ich mich eindeutig zu sehr von der Atmosphäre Hollands begeistern
lassen. Dass der Schmerz in meinem Fuß aber kaum präsent war und erst nach der Show so richtig ausbrach,
zeigt ganz eindeutig wie sehr mich selbige begeistert hat! Die vormals gehörte Kritik kann ich nicht
bestätigen. Es war mein erstes, aber garantiert nicht mein letztes Konzert von
Epica.
Ein richtig geiles Konzert! Und mit Sicherheit eines der besten,
auf denen ich je war. Oder, um es mit den Worten von Motsi Mabuse zu sagen: BOMBE!
Setlist:
Originem {intro}
The Second Stone
The Essence of Silence
Victims of Contingency
Sense Without Sanity
Unchain Utopia
The Obsessive Devotion
Blank Infinity
Unleashed
Storm the Sorrow
The Fifth Guardian
Chemical Insomnia
Reverence
Omen
Canvas of Life
Natural Corruption
Kingdom of Heaven
The Quantum Enigma - Kingdom of Heaven Part II
Zugabe:
Die Fotos habe ich mit einer kleinen Digicam und ohne Blitz gemacht. Für bessere Aufnahmen siehe die Fotos von To Tuan auf Metal Trails.
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