„Der beste X-Men
aller Zeiten! – im wahrsten Sinne des Wortes“
Am Donnerstag, den 22. Mai startete in
Deutschland der siebte Teil der X-Men-Filmreihe: Days of Future Past. Oder wie er etwas umständlich ins Deutsche
übersetzt wurde: Zukunft ist Vergangenheit.
Nach den sehr guten Vorgängern, die sich
ausnahmslos in meinem DVD-Regal befinden, und insbesondere nach der
Abschlussszene des neuen Wolverine war ich besonders heiß auf die Fortsetzung.
Der erste offizielle Trailer gab mir
dann den Rest. Die Bilder, die Worte und die Musik dazu – Gänsehaut pur. Zu
diesem Zeitpunkt keimte in mir der Gedanke: Das wird der beste X-Men aller Zeiten!
Direkt bei Kinostart saß ich dann mit einem Gefühl wie am Weihnachtsmorgen und
Geburtstag zugleich im Thega.
Die Story verbindet zwei Zeitlinien der
X-Men Film-Reihe, hier kurz die chronologische
Reihenfolge der Filme:
X-Men: First Class
X-Men: Days of Future Past
X-Men Origins:
Wolverine
X-Men
X-Men 2
X-Men: Der
letzte Widerstand
Wolverine: Weg
des Kriegers
X-Men: Days of Future Past
Dieser Umstand brachte die Möglichkeit,
sowohl die Stars der Vergangenheit als auch die der Zukunft in den Film zu
bringen. Gleichzeitig wird so eine komplexe
Story geschaffen:
In der Zukunft sind alle Bemühungen der X-Men gescheitert, Frieden zwischen den
Mutanten und den Menschen zu wahren. Stattdessen ist ein Schreckensszenario
entstanden, das aus mörderischen Robotern, genannt „Sentinels“ (selten etwas so Unheimliches
erlebt), besteht, die sowohl Mutanten als auch die Menschen, die ihnen
helfen, auf der ganzen Welt erbarmungslos jagen und töten. In dieser Zukunft
haben nur wenige X-Men überlebt und sich verbündet, um mit Kittys Hilfe die
Zukunft zu ändern, indem sie Wolverine in die Vergangenheit schicken, bzw. sein
Bewusstsein in sein jüngeres Ich exportieren. Denn Ursache des Ganzen war die
Ermordung des Erfinders der Sentinels durch Mystique, was den Beginn des
Programms überhaupt erst begünstigte. Zudem wurde sie gefasst und die Sentinels
mit ihrer DNS ausgestattet, wodurch
sie die Fähigkeiten ihrer Opfer nachahmen und gegen sie verwenden können. So
viel zur Ausgangslage, wobei ich den weiteren Handlungsverlauf und den Ausgang
der Geschichte bewusst verschweigen werde, um nicht zu spoilern.
Im Thega vor dem Kinoplakat kurz vor Beginn des Films. |
Obwohl es Wolverine ist, der als aktiver Part in die Vergangenheit
zurückkehrt und von dessen Überzeugungsgabe alles abhängt, hat er eher eine Art
Vermittlerrolle. Er ist definitiv
einer der Protagonisten, spielt aber im Vergleich zu anderen Charakteren eher
eine nebengeordnete Rolle. Dabei ist er cool wie eh und je, schafft es wie
immer eine sinnvolle Mischung aus Ernst und Humor in den Film zu bringen.
Im Zentrum des Films steht aber die Dreiecksbeziehung von Charles, Erik und
Raven. Das interessante dabei ist das jeweilige Entwicklungsstadium der Beziehungen.
Wobei Raven in der Zukunft aus bekannten Gründen keine Rolle mehr spielt und es
dort vorwiegend um die Freundschaft der beiden alten Männer geht, deren
Beziehung hauptsächlich von Verzeihen und Reue getragen wird. Ganz anders in
der Vergangenheit, in der Wolverine die schwierige Aufgabe hat, die verfeindeten Männer
zusammen zu bringen, damit sie Mystique gemeinsam von ihrem zerstörerischen
Pfad abbringen können.
Dabei ist ein wichtiger Moment des
Films, das Charles seine Kräfte
verloren hat, was die Tatsache erklärt, warum er nicht schlicht und einfach
jeden kontrolliert, der zur Erschaffung der Sentinels beitragen könnte. Mir
persönlich hat der gebrochene Charles sehr gut gefallen – sowohl charakterlich,
da er an Tiefe gewinnt, als auch optisch, die langen Haare und das herbe
Erscheinungsbild geben ihm die Männlichkeit, die ihm bei seinem ersten Auftritt
als junger Mann fehlten. Alles hängt davon ab, ihm seine Hoffnung zurück zu
geben, damit er weiter für Raven und
die Zukunft kämpft.
Die wird erneut überzeugend von der
Oscarpreisträgerin Jennifer Lawrence
verkörpert. Ihre Motive sind zu jedem Zeitpunkt nachzuvollziehen und sie ist
emotionaler gespielt als je zuvor. War sie in den älteren Filmen noch „nur“
eine coole Kämpferin, ist sie durch
die Neubesetzung zudem menschlicher geworden. „Days of Future Past“ zeigt nun
die Zwischenstufe: Bereits eine geschickte Kämpferin, aber noch nicht völlig
ohne Mitgefühl. Im Gegenteil: ihre Trauer
und ihr Schmerz sind es, die sie leiten.
Selbiges gilt für Eric alias Magneto, dessen Motive ebenfalls
nachzuvollziehen sind, selbst bei den Handlungen, die beim Zuschauer ansonsten
eher weniger Unterstützung haben sollten. Für ihn steht der Schutz der
Mutanten-Gemeinde an oberster Stelle und ihm ist jedes Mittel Recht, diesen zu
gewährleisten.
Der Film überzeugt durchgehend. Das fängt schon bei der actionreichen Anfangsszene an und der darauf folgenden Sequenz, die sehr stark an
bekannte Holocaust-Bilder erinnert.
Dazu dann die Stimme von Professor X
und eine beklemmende Musik und schon in den ersten Minuten erfolgt die erste Gänsehaut. Von denen gibt es im Film
für den empathischen Zuschauer viele. Ob Mystiques Tränen oder verschiedene
Verluste, es gibt so einiges, das berührt. Hinzu kommt eine ausreichende Menge
an Action, Bombast (die Brückenszene aus
Teil 3 wird noch einmal überboten), Humor und verschiedene Emotionen wie
Liebe, Hass und Freundschaft. Besonders auf letzteres wird viel Wert gelegt. Der
Zusammenhalt der Charaktere
untereinander spielt eine sehr große Rolle, da wird unter Einsatz des eigenen
Lebens mit und für die anderen gekämpft. Dies wird vor allem beim finalen Kampf
in der Zukunft deutlich. Nach wie vor mit im Bunde sind z.B. Professor X,
Magneto, Wolverine und Storm (die für mich persönlich ein bisschen kurz
kommt, aber eine unglaubliche Szene hat), sowie Kitty und Bobby, die
sich meiner Meinung nach noch einmal positiv weiterentwickelt haben und zu
jungen Erwachsenen geworden sind, die einen erheblichen Teil zum Ganzen
beitragen und deren Kräfte ebenfalls gewachsen sind (Iceman kann endlich surfen). Hinzu kommen neue Mutanten wie Bishop und Blink, wobei insbesondere die Mutation der letzteren besonders
interessant zu beobachten ist.
Außenfassade des Thega Hildesheim. |
In der Vergangenheit ist Quick Silver als Neuling mit dabei und
sorgt für eine der Bildästhetisch interessantesten Szenen des Films und auch
ansonsten für viel frischen Wind. Auf der dunklen Seite der Macht ist Bolivar Trask neu dabei, wobei seine
Rolle mir die Erkenntnis brachte, dass ich Peter
Dinklage trotz seiner Rolle als Tyrion Lannister abgrundtief hassen kann.
Doch auch alte Freunde haben ihren
Auftritt: Beast ist wieder mit von der Partie und einer der Indikatoren für
den enthaltenen Humor. Zudem hat Havok
einen kurzen Gastauftritt und auch sonst verlaufen keine Handlungsstränge ins
Leere, man erfährt, was aus allen geworden ist.
Die Logik
wird insgesamt hochgehalten. Sieht man mal von der prinzipiellen
Zeitreiseproblematik ab, entstehen innerhalb der Filmreihe keine Logik-Fehler,
es widerspricht sich so gut wie nichts. Kleinere Ausnahmen bestätigen die
Regel.
Das Ende,
das an dieser Stelle selbstverständlich nicht
verraten wird, war für mich schon vor Beginn des Films ersichtlich. Das halte ich aber ebenfalls nicht für einen Nachteil.
Bryan
Singer
hat mit „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ erneut sehr gute Arbeit geleistet
und nochmal eine Schippe draufgelegt. Es ist ein Film über Rassismus, Diskriminierung
und Ausgrenzung, über Angst und Vorurteile geworden, aber auch über die Hoffnung, diese Probleme zu überwinden. Trotzdem bleibt es ein Superheldenfilm mit viel Action und
geilen Superkräften, der in seiner Gesamtheit überzeugt (sowohl die fesselnde Story als auch die durchwegs sehr guten Schauspieler)
und sich sehr gut mit weiteren starken Neuerscheinungen von Marvel wie „The
Return of the First Avenger“, „The Amazing Spider-man 2“ und aus dem Hause DC „Man
of Steel“ messen kann.
(Der geniale Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=X017ltJRrcg)
Bewertung:
14/15 Sehr gut!
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