Mittwoch, 23. April 2014

Review: Tuomasu Halopainen – The Life And Times Of Scrooge

„Wenn Finnland und Schottland aufeinander treffen“

Tuomasu Halopainen macht ein Album über Dagobert Duck!

So absurd das im ersten Moment auch klingen mag, so wahr ist es im selben. Tuomasu Halopainen, der Leader von Nightwish, wendet sich mit The Life And Times Of Scrooge nicht nur seinem ersten größeren Soloprojekt zu, sondern dieses Soloprojekt handelt auch von einer Disney-Comicfigur. Dementsprechend gespannt war ich natürlich auf das Ergebnis und besorgte mir sogleich die bereits erschienene Single A Lifetime Of Adventure.


Von dem Lied war ich vom ersten Abspielen an positiv angetan. Die weibliche Stimme ist filigran. Gesang, Melodie und Instrumente irisch (bzw. eigentlich schottisch wie die Hauptperson) einnehmend, teilweise melancholisch-leidenschaftlich, mit einem mich persönlich an Yoko Kanno erinnernden Einstieg und sich steigerndem Aufbau. Obwohl das Urteil eines Freundes mit „Nichts Besonderes“ eher negativ ausfiel, war ich durch meine Vorliebe für irische Musik wie Celtic Woman durchaus weiterhin gespannt auf das gesamte Album. 

Das kam dann am 11. April 2014 bei mir an.

Das Cover war auf den ersten Blick schon sehr ansprechend (es zeigt den jungen Scrooge vor einem Bergpanorama, um dessen schottische Vergangenheit es in dem Album geht), genau wie das Booklet an sich. Und so ist es kein Wunder, dass ich die allwöchentliche Let’s-Dance-Session vor Neugierde unterbrechen musste, um das Album zu starten. Der erste Track Glasgow 1877 war dann gleich ein seltenes Erfolgserlebnis: besonders die weibliche Stimme, wenn sie das zweite Mal in wunderschönem Schottisch-Gälisch ansetzt und die damit verbundene Steigerung der Melodie, hat mir eine wahnsinnige Gänsehaut bereitet (siehe ab 1:55). Der ganze Song eine Mischung aus Schönheit und Melancholie. Das alles begleitet von typisch keltischen Instrumenten und einem Chor im Hintergrund, zudem einem Monolog von Scrooge zu Beginn des Songs. Das englisch gesungene Ende hat mich dann stark an vergangene Nightwish-Nummern erinnert, die Melodie an, das ist keinesfalls negativ gemeint, das Intro von Disneys Die Schöne und das Biest. Also ein sehr vielversprechender Start, den ich weiter subjektiv mit den schönsten Attributen ausschmücken könnte. Leider konnten die dadurch gemachten Versprechungen im weiteren Verlauf des Albums nicht gehalten werden.

The Life And Times Of Scrooge zeichnet sich aus durch ein großes Orchester, durch mehrheitlich schottische Musik und entsprechende Instrumente, durch gelegentliche Gesangsparts, in Form von mal weiblichem, mal männlichem Gesang (am Ende beides mehrstimmig zusammen) und einem stimmungsunterstützenden Chor. Denn die Stimmung des Albums ist durch das Thema vor allem melancholisch angehaucht. Die Musik ist für mich persönlich vergleichbar mit Yoko Kanno, Kaoru Wada und anderen Komponisten der Gegenwart. Allerdings ist sie vor allem ganz klar Tuomasu Halopainen, denn ein Großteil der Musik hätte, gerade mit Blick auf jüngere Entwicklungen (insbesondere Imagenaerum), ebenso gut unter dem Bandnamen veröffentlicht werden können. Neben dem Dudelsack dominieren, welch Überraschung, vor allem die Tasten. Das ist für mich kein Kritikpunkt, wenn ich einen Künstler habe, setze ich einen gewissen Wiedererkennungswert voraus, es muss nur etwas Neues zu erkennen sein.

Meine persönlichen Songfavoriten sind Glasgow 1877, Cold Heart Of The Klondike, The Last Sled und A Lifetime Of Adventure. Was diese Songs gemeinsam haben ist zum Einen der im Vergleich zum Rest dramatische Charakter und zum Anderen der hohe Gesangsanteil. Die Gesangsparts gefielen mir nämlich insgesamt besser, besonders die Stimmen der beiden Johannas und die mehrstimmigen Teile haben mich angesprochen. Der Rest des Albums plätschert in meinen Augen teilweise ein wenig zu unaufdringlich dahin. Ich hätte mir auch noch mehr gälische Textstellen gewünscht.

Insgesamt handelt es sich für mich um ein schönes Album und eine interessante Idee, aber bis auf wenige Ausnahmen nichts Herausragendes. Vielleicht wurde Halopainen aber auch einfach der große Name und die damit geschürten Erwartungen ein wenig zum Verhängnis.

Tracklist:
1.      Glasgow 1877
2.      Into The West
3.      Duel & Cloudscapes
4.      Dreamtime
5.      Cold Heart Of The Klondike
6.      The Last Sled
7.      Goodbye, Papa
8.      To Be Rich
9.      A Lifetime Of Adventure
10.  Go Slowly Now, Sands Of Time
11.  A Lifetime Of Adventure [Alternative Version]

Anspieltipps: Glasgow 1877, Cold Heart Of The Klondike, The Last Sled, A Lifetime Of Adventure

Bewertung: 11/15 Gut. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen